Oldtimer Wohnmobil - Vom Zelt ins eigene Wohnmobil
Wie alles begann: Vom Gartenzelt zum rollenden Zuhause
Wie kam ich zu einem Oldtimer Wohnmobil? Schon als Kind war ich vom Campen begeistert. Zuerst im Zelt im Garten, später auf dem Campingplatz oder auch mal im Wald. Mein Onkel hatte einen festen Wohnwagen auf dem Campingplatz, und dort habe ich halbe Sommer mit meinem Cousin verbracht. Später tauschte ich das Zelt gegen ein Segelschiff – das Gefühl von Freiheit, Reduktion auf das Wesentliche und der direkte Kontakt zur Natur blieben erhalten. Doch ein Wunsch blieb immer bestehen: Ein eigenes Wohnmobil. Etwas Mobiles, mit dem man unabhängig und spontan reisen kann. Irgendwann war es so weit: Ich fand Momo.
Momo zieht ein: Unser Hymer Eriba Camp 55
Ein echtes Oldtimer Wohnmobil Schmuckstück, fast drei Jahrzehnte alt: Ein Hymer Eriba Camp 55, Baujahr 1996, 75 PS Diesel, rund 115.000 km auf dem Tacho. Innen erstaunlich gepflegt, kein muffiger Geruch, keine übermäßigen Gebrauchsspuren. Der Verkäufer versprach Dichtigkeit, das Dach schien solide, die Fenster klar. Es roch angenehm und die Ausstattung war vollständig. Wir waren begeistert. Ziel: Das Fahrzeug soweit herrichten, dass man sich wohlfühlt – und ein H-Kennzeichen bekommen.




Ernüchterung: Undicht trotz Versprechen
Nach dem ersten Regen war klar: Dicht war Momo leider nicht. Der Alkoven war undicht, das Dachfenster ließ Wasser durch, und auch ein Seitenfenster machte Probleme. Besonders auffällig waren die Wasserflecken, die sich langsam an den Tapeten im Innenraum abzeichneten. An manchen Stellen hatte sich das Holz bereits leicht gewölbt und weich angefühlt. Der zunächst positive Eindruck wich schnell der Realität: Hier wartet noch einiges an Arbeit auf uns.
Also hieß es: Ärmel hochkrempeln und loslegen. Zuerst wurde der Rahmen um das Dachfenster gründlich gereinigt und mit einer UV-beständigen Dichtmasse neu versiegelt. Dabei war es wichtig, nicht nur von außen, sondern auch innen sauber zu arbeiten. Beim Alkoven zeigte sich, dass die undichte Stelle an einer alten Stoßnaht lag, die durch jahrelange Belastung und UV-Einstrahlung porös geworden war. Hier wurde die Naht aufgeschnitten, von alten Dichtmitteln befreit und neu verklebt. Zusätzlich kam eine dauerelastische Dichtmasse zum Einsatz, die auch bei Bewegung des Aufbaus flexibel bleibt.
Die drei Seitenfenster, bei denen kleine Risse in den Dichtungen entdeckt wurden, mussten ebenfalls dran glauben. Sie wurden einzeln ausgebaut, die Rahmen gereinigt und auf Beschädigungen überprüft. Dann kam neue Dichtmasse zum Einsatz und die Fenster wurden vorsichtig, aber passgenau wieder eingesetzt. Die Arbeiten zogen sich über mehrere Tage hin, da wir alles bei trockenem Wetter machen wollten und die Trocknungszeiten der Materialien beachtet werden mussten.
Ein paar Tage später kam der entscheidende Test: ein ausgiebiger Sommerregen mit Windböen. Und siehe da – kein einziger Tropfen drang mehr ein. Jetzt blieb es endlich trocken, und das Gefühl, etwas mit den eigenen Händen in Ordnung gebracht zu haben, war einfach unbezahlbar.

Was ist ein H-Kennzeichen?
Ein H-Kennzeichen („Historisch“) gibt es in Deutschland für Fahrzeuge, die älter als 30 Jahre sind und sich in einem weitgehend originalen, gepflegten Zustand befinden. Es bringt Vorteile bei Steuer und Versicherung und erlaubt Einfahrten in Umweltzonen. Der Wagen muss allerdings als „erhaltenswertes Kulturgut“ gelten, was ein Sachverständiger beim TÜV oder einer ähnlichen Prüfstelle bestätigen muss.
Technik: Wenn alte Motoren Geschichten erzählen
Der Motor verlor laut Vorbesitzer Öl. Tatsächlich war aber schlicht viel zu viel Öl drin – offenbar hatte er nach jeder Fahrt kontrolliert und immer wieder Öl nachgefüllt. Der Ölstand war weit über Maximum, was auf Dauer auch nicht gut für den Motor ist. Also hieß es: ablassen, korrekt nach Herstellervorgabe befüllen, Filter kontrollieren – und siehe da: kein Tropfen Ölverlust mehr. Ein einfacher, aber lehrreicher Anfang. Es zeigte sich: Auch kleine Fehler in der Pflege können große Auswirkungen haben.
Dann der Anlasser: Der Wagen sprang manchmal nicht an, und das auf eine Art, die uns jedes Mal zittern ließ – ein leises Surren, dann nichts. Laut Vorbesitzer war das Teil bereits erneuert worden. Doch bei näherem Hinsehen fiel auf: Der verbaute Anlasser hatte zu viele Zähne. Das sorgte dafür, dass das Ritzel nicht zuverlässig ins Schwungrad griff. Der Startvorgang funktionierte manchmal, oft aber eben nicht. Also das alte Teil raus, ein passgenaues Ersatzteil organisiert, diesmal mit der exakt passenden Zahnzahl und Einbautiefe. Den Einbau übernahmen wir selbst – mit Unterstützung eines Schrauberfreundes aus der Nachbarschaft. Nach dem Austausch startete Momo wie ein Uhrwerk. Ein schönes Gefühl, den Motor nach der Reparatur wieder sauber anspringen zu hören.
Doch die Startfreude war nur von kurzer Dauer, denn bald schon machte die Stromversorgung Probleme. Die Batterie war nach kurzer Standzeit regelmäßig leer. Also: neue Batterie eingebaut – leider ohne Erfolg. Der Verdacht fiel bald auf die Lichtmaschine. Eine Messung zeigte: Sie lieferte bei laufendem Motor zu wenig Ladestrom. Die originale Lichtmaschine war vermutlich altersmüde, auch wenn sie noch etwas arbeitete. Also besorgten wir eine überholte Austausch-Lichtmaschine, die nicht nur technisch, sondern auch optisch ins Baujahr passte. Der Einbau war etwas fummelig, aber machbar. Nach dem Wechsel zeigte das Voltmeter endlich konstante Werte, die Batterie blieb voll – und wir um eine Erfahrung reicher.
So wurde Schritt für Schritt aus einem alternden Motorraum wieder ein verlässliches Herzstück unseres rollenden Zuhauses.


Innere Werte: Kleine Eingriffe, große Wirkung
Schon beim ersten Betreten war klar: Innen steckt Potenzial. Der Vorbesitzer hatte bereits die Polster neu aufbereitet und mit beigem Kunstleder bezogen. Das war für uns ein Hauptargument, denn es verlieh dem Innenraum sofort ein gepflegtes, helles Ambiente – und war komplett geruchsfrei, was bei einem fast 30 Jahre alten Fahrzeug keine Selbstverständlichkeit ist. Die Sitze waren bequem, die Farbwahl stimmig, und das Kunstleder ließ sich leicht reinigen – ideal für unterwegs.
Einige Details fehlten oder waren defekt, ließen sich aber mit etwas Geduld und Glück ersetzen: Die Spiegeltür im Bad etwa – die war komplett verschwunden. In einer Wohnmobil-Werkstatt, die sich auf alte Hymer-Modelle spezialisiert hatte, fanden wir genau das passende Originalteil aus einem ausgeschlachteten Camp 55. Perfekter Zustand, perfekte Passform. Auch der Wasserhahn im Bad verabschiedete sich während eines Urlaubs. Im nächsten Campingladen in Holland wurden wir fündig – erstaunlicherweise exakt das gleiche Modell, das einst eingebaut war. Und als die Tauchpumpe streikte, war der Austausch schnell erledigt: Ein Standardteil, leicht zu montieren, und seither läuft das Wasser wieder zuverlässig. Aber wir haben gelernt: Bei einem alten Wohnmobil hat man besser gutes Werkzeug für Automobil, Möbel und Elektronik dabei…
Technisch wie optisch gab es ein paar kleine Upgrades: Der alte Fernseher wurde durch einen größeren Smart-TV ersetzt, was uns auch auf Reisen ein bisschen Streaming-Luxus erlaubt. Um im Winter oder in kühlen Nächten nicht das gesamte Fahrerhaus mitheizen zu müssen, kam ein dicker Thermovorhang zwischen Wohnraum und Cockpit hinzu – effektiv und gemütlich. Neue Vorhänge aus Baumwollstoff ergänzen das Ganze, sorgen für mehr Privatsphäre und bringen eine wohnliche Atmosphäre, die sich fast wie Zuhause anfühlt.
Originalität zählt: Das H-Gutachten im Blick behalten
Wer ein H-Kennzeichen für ein Oldtimer Wohnmobil anstrebt, sollte bei aller Begeisterung für Individualisierung und Komfort auch die Anforderungen im Blick behalten. Denn nicht alles, was praktisch oder modern ist, ist automatisch im Sinne des H-Gutachtens erlaubt. Entscheidend ist der sogenannte „zeitgenössische Zustand“: Das bedeutet, dass möglichst viele Originalteile erhalten oder durch gleichwertige, typgleiche Komponenten ersetzt wurden. Zubehör und Einbauten müssen aus der damaligen Epoche stammen oder zumindest deren Stil entsprechen.
So kann etwa ein moderner Fahrradträger toleriert werden, ein LED-Strip-Lichtband oder eine nachgerüstete Klimaanlage hingegen können das Gutachten gefährden und hat – wenn wir ehrlich sind – mit einem Oldtimer Wohnmobil nicht viel zu tun. Auch Innenausstattung wie Polster, Vorhänge oder Geräte sollten nicht zu sehr vom ursprünglichen Charakter abweichen. Uns war daher wichtig wegen den Veränderungen wenigstens einmal Rücksprache mit dem TÜV zu halten. Vieles lässt sich mit einem geschulten Blick stimmig integrieren – und was wirklich unpassend wäre, wurde bewusst weggelassen. Denn am Ende ist es genau diese Mischung aus Originalität und Respekt vor der Geschichte, die aus einem alten Camper einen echten Klassiker macht.
Der letzte Schritt: TÜV und H-Kennzeichen
Fast geschafft. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail – beim TÜV fiel auf, dass die Höhenverstellung der Scheinwerfer nicht funktionierte. Das ist in Deutschland ein sicherheitsrelevanter Mangel und verhindert nicht nur die Plakette, sondern auch die Anerkennung als Oldtimer. Die Höhenverstellung funktionierte ursprünglich hydraulisch, was zwar charmant altmodisch, aber auch sehr anfällig ist. Es stellte sich heraus, dass nicht nur die Mechanik fest war, sondern auch die Schläuche porös und teilweise gebrochen. Also mussten wir tief in die Technik eintauchen: Das gesamte System – von der Bedieneinheit im Cockpit bis zu den beiden Scheinwerfern – wurde demontiert. Neue Hydraulikleitungen besorgt, alles sauber verlegt. Danach ließen sich die Scheinwerfer wieder sauber justieren – ein kleines Detail mit großer Wirkung. Letztendlich ist es auch ein sinnvolles Feature bei einem Oldtimer Wohnmobil, denn schwere Ladung im Heckbereich, wie zum Beispiel durch einen Heckträger, führt schnell dazu, dass die Scheinwerfer andere blenden.


Neben der Technik offenbarte sich ein optisches Problem: Roststellen am vorderen linken Kotflügel. Eigentlich wollte ich mir dafür Zeit nehmen, die Stellen abschleifen, mit Rostumwandler behandeln, grundieren und sauber lackieren. Doch der TÜV-Termin rückte näher und das Budget war begrenzt. Also improvisierte ich: Rost grob abgeschliffen, mit Rostschutzfarbe gestrichen und mit einem halbwegs passenden Farbton übergepinselt. Nicht perfekt, aber ansehnlich – und vor allem ein Signal, dass man sich kümmert.
Dann kam der große Moment: Momo wurde erneut vorgeführt – diesmal mit funktionierender Höhenverstellung und sichtbarer Pflege. Der Prüfer nickte anerkennend, prüfte die wichtigsten Punkte und… bestand! Die begehrte TÜV-Plakette zierte endlich die Windschutzscheibe.
Und das Beste: Auch das H-Kennzeichen wurde offiziell erteilt. Ein kleiner Traum wurde wahr. Unser Momo ist nun ganz offiziell ein historisches Wohnmobil – mit Charakter, Geschichte und Herz.
Fazit: Freiheit auf vier alten Rädern
Mit etwas Geduld, handwerklichem Geschick und einer großen Portion Liebe zum Detail wurde aus einem fast vergessenen Camper ein echtes Oldtimer Wohnmobil Schmuckstück mit Seele. Was anfangs wie ein gewagtes Abenteuer mit ungewissem Ausgang wirkte, entpuppte sich als eine der erfüllendsten Erfahrungen der letzten Jahre. Jeder Handgriff, jedes gelöste Problem, jede Nacht, die wir unter dem Sternenhimmel im eigenen Mobil verbrachten, machte aus Momo nicht nur ein Fortbewegungsmittel – sondern ein echtes Zuhause auf Zeit. Da wir das Camping lieben, sind wir inzwischen trotz allem auf einen aktuellen Campervan umgestiegen.